Im sogenannten Lissabon-Protokoll hatten sich alle OECD-Länder verpflichtet, bis zum Jahr 2010 drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für F&E auszugeben. Eine neue "Hightech-Initiative" der Bundesregierung soll dies nun für Deutschland sicherstellen - mit einem Gesamtetat von rund 15 Milliarden Euro. Das klingt nach sehr viel Geld. Doch nur sechs Milliarden werden tatsächlich als zusätzliche Investition in F&E fließen, die übrigen neun Milliarden sind Umbuchungen aus bereits existierenden Fördertöpfen. Die Forschungsergebnisse, die damit auch ohne das neue Programm erzielt worden wären, erhalten dann ein neues Etikett als "Resultat der Hightech-Initiative".

Zudem läuft das Programm über vier Jahre - per anno bleiben so mit nur 1,5 Milliarden Euro an Mehrausgaben. Das ist immer noch eine sehr beachtliche Summe. Doch für das Lissabon-Ziel müssten Staat und Wirtschaft pro Jahr insgesamt rund elf Milliarden Euro mehr als bisher in F&E investieren.

Gab die öffentliche Hand in Deutschland vor zehn Jahren noch gut zwanzig Prozent mehr für F&E aus als der Schnitt der übrigen OECD-Länder, so ist das staatliche Engagement hier in den vergangenen Jahren leider stark zurückgefallen - und liegt inzwischen unter dem OECD-Durchschnitt.

Die internen Ausgaben der Wirtschaft für F&E stagnieren seit Jahren und liegen nur noch bei der Hälfte dessen, was etwa die Industrie in den skandinavischen Ländern investiert.

Doch Fachleute auf diesem Gebiet, die strukturpolitische Maßnahmen an ihren Zielen messen und nicht auf die Finanztöpfe schielen, die dafür aufgemacht werden, halten diese Entwicklungen nicht für dramatisch. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, findet es zum Beispiel nicht so wichtig, abstrakte Zielwerte zu erreichen. Für ihn ist maßgeblich, dass Forscher "größtmögliche Freiräume finden, großzügige Handlungsrahmen und maximale Flexibilität".


These 3: Die Forschungsetats stagnieren. Aber Geld ist nicht alles. Genauso wichtig sind Originalität und Engagement der Wissenschaftler, die Effizienz ihrer Organisation.


Erfreulicherweise nimmt die deutsche Wissenschaft auf etlichen Gebieten eine Spitzenstellung ein. Das lässt sich zum Beispiel an der Zahl der Publikationen und an der Häufigkeit, mit der die Veröffentlichungen zitiert werden, messen. Hier zeigt die Statistik überproportionale Ergebnisse für die deutsche F&E auf den Gebieten Physik, Ingenieurwissenschaften und Biologie. Schon im Jahr 2004 konzedierte das international renommierte Wissenschaftsfachblatt Nature der deutschen Wissenschaft in den vergangenen 20 Jahren eine erfolgreiche Aufholjagd, die sie heute im EU-Vergleich fast auf das gleiche Leistungsniveau wie die britische bringt.

Der aktuelle "Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands" sieht in den vergangenen Jahren "einen schnell steigenden Bekanntheitsgrad wissenschaftlicher Publikationen". Er stellt fest, "dass es deutschen Wissenschaftlern immer besser gelingt, in häufig zitierten Zeitschriften zu publizieren und am internationalen Wissensaustausch teilzunehmen. Das allein ist schon ein Gütesiegel." Mit anderen Worten: Obwohl deutsche Forscher relativ betrachtet mit weniger Geld auskommen müssen als etwa ihre Kollegen andernorts, haben sie an etlichen Stellen einen wissenschaftlichen Vorsprung erarbeitet. Sie haben effizienter und produktiver geforscht und entwickelt, vielleicht auch raffinierter. Auf alle Fälle haben sie sich erfolgreich auf Themen mit hoher internationaler Relevanz fokussiert.

Die F&E-Institutionen, von denen hier die Rede ist, haben außerdem eine neue Rolle eingenommen: Anders als in früheren Epochen, in denen die Wissenschaftler nur für ihresgleichen forschten, ihre Arbeit ausschließlich am Rahmen der eigenen Zirkel orientierten, verstehen sich heute viele Forscher als Teil einer größeren Wertschöpfungskette.

"Natürlich muss ich meine Fragestellungen, meine Hypothesen und Experimente zunächst aus dem wissenschaftlichen Kontext ableiten und sie auf den reinen Erkenntnis - gewinn ausrichten", sagt zum Beispiel Wieland Huttner, Direktor am Dresdner Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik. "Im nächsten Schritt muss ich jedoch dafür sorgen, dass meine gewonnenen Erkenntnisse auch einer Nutzung zugeführt werden. Damit steigere ich ihren Wert und gebe der Gesellschaft, die meine Forschung schließlich zum großen Teil finanziert und ihr den Rahmen gibt, deutlich mehr zurück, als wenn ich nur abstraktes Wissen ansammle."

Huttner erforscht die genetischen Grundlagen von Morbus Alzheimer und von anderen sogenannten degenerativen Erkrankungen des Gehirns. Sein Ziel ist die Früherkennung, die Prävention und die bessere Behandlung dieser Geißeln der immer älter werdenden Gesellschaften. Dabei versteht er sich nicht als potenzieller Arzneimittelentwickler. Wohl aber als Stichwortgeber und Richtungsweiser für die Pharmaindustrie und die klinische Medizin.

Ottmar Wiestler, seit 2004 wissenschaftlicher Vorstand am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, sieht das ganz ähnlich. Er hat deshalb den Ansatz seiner Großforschungseinrichtung um ein Programm für "Translationale Forschung" erweitert. Also zur Übersetzung, zur Übertragung der komplexen Erkenntnisse aus Genetik, Molekularbiologie, Immunologie, Biophysik etc. in klinische Medizin, in Geräteentwicklung, in konkrete Maßnahmen zur Diagnostik, Therapie und Prävention von Krebs. Im neuen Nationalen Tumorzentrum, einem Joint Venture des DKFZ, der Heidelberger Unikliniken und der Deutschen Krebshilfe, gibt es eine eigene Abteilung für Translationale Medizin.

Die Helmholtz-Gemeinschaft hat diesen Ansatz zur "Translationalen Forschung" aufgegriffen und bereits in vier ihrer 15 Zentren fest als Forschungsziel verankert.

Die bereits erwähnte Wertschöpfungskette reicht über deutlich größere Spannen als bisherige Modelle. Sie verknüpft die intellektuelle und empirische Leistung von Forschung und Entwicklung mit der Güterproduktion sowie mit Dienstleistungen. Daraus entsteht eine Art "vertikale Vernetzung" - aus der Tiefe der Grundlagenforschung bis in die Produkt- und Prozessentwicklung. Diese vertikale Vernetzung setzt freilich voraus, dass beide Seiten, Wissenschaft wie Wirtschaft, ihre jeweilige Rolle erkennen und aktiv ausfüllen.
凡是真精gg的帖子一定要顶!

TOP

Asiens Flüssen droht Wassermangel

Tibets Gletscher schmelzen infolge des Klimawandels, doch die Bauern auf dem Dach der Welt zeigen sich vorerst unbesorgt. Wissenschaftler warnen jedoch vor dramatischen Auswirkungen für die Wasserversorgung ganz Asiens.

Nojin Kangtsang - Tibets riesige Gletscher schmelzen, doch die Bauern auf den einsamen Höhen des Himalayas wissen von nichts. Bis zu einem Drittel dieser Gletscher auf dem Dach der Welt, aus denen sich die großen Flüsse Asiens speisen, könnten den Fachleuten zufolge bis 2050 verschwunden sein, die Hälfte bis 2090, wenn die Erderwärmung andauert.:astonishment:  Obwohl die Zeichen des Schwundes in den eisigen Höhen Tibets schon bemerkbar sind, sorgen die Bauern hier sich einzig um ihr Tagewerk und das Wetter von morgen.

Selbst an einem der kältesten Orte Tibets, am Nojin Kangtsang Gletscher zwischen der tibetischen Hauptstadt Lhasa und dem Mount Everest, ist die Erwärmung spürbar. Das Wasser des Bergsees Yamdrok-So ist schon tief türkis gefärbt, ein Zeichen, dass das winterliche Eis schon abschmilzt. Warmes Wetter im Januar und Februar hat diesen natürlichen Vorgang beschleunigt. Und die umliegenden Berge haben eine dünne Schneedecke zu einer Jahreszeit, zu der sie eigentlich tief im Schnee stecken sollten.

"Durch die Erwärmung der Erdatmosphäre hat sich das Klima auf der tibetischen Hochebene in den vergangenen drei Jahren erheblich gewandelt", sagt Xu Liangyan, ein Ingenieur beim staatlichen chinesischen Wetteramt. Das Amt teilte erst kürzlich mit, das vergangene Jahr sei das wärmste in China seit 1951 gewesen. Mehr als ein Drittel der Wetterstationen auf der Hochebene, immerhin alle über 4000 Meter über dem Meeresspiegel, verzeichneten Rekordtemperaturen. "Es ist offensichtlich, dass die Eisschmelze sich beschleunigt und die Schneegrenze zurückweicht", sagt Kang Shichang vom Tibet-Institut der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Dieser Rückgang droht schon bald dramatische Folgen für die Wasserversorgung ganz Asiens zu haben. "Feuchtgebiete gehen zurück, der Grundwasserspiegel sinkt", warnt Song Yanling vom staatlichen Wetteramt. Im Westen der Hochebene sei die Durchschnittstemperatur in diesem Winter zwischen zwei und vier Grad höher gewesen als in anderen Jahren. Der Rückgang der Gletscher könnte die Wasserversorgung der großen Ströme Asiens - Ganges, Brahmaputra, Indus, Yangtze, Gelber Fluss und Mekong - gefährden. Bis zu drei Milliarden Menschen leben an diesen Flüssen oder in der Nähe - und könnten schon bald von Wassermangel bedroht sein.

Allein im Westen Chinas könnten der Uno zufolge bis zu 300 Millionen Bauern bald von Wasserknappheit betroffen sein. Doch die Bauern in Tibet sind sich der Situation nicht bewusst. "Der Winter war schwer, wir hatten sehr viel Schnee", sagt Quesan, Dorfvorsteher von Hamu am Ufer des Sees Yamdrok-So. "Die Menschen hier haben nur winzige Stücke Land und wenig Vieh." Dass die Menschheit die Natur bedroht, kann er sich nicht vorstellen, leben doch die Bewohner seines Dorfes seit Jahrhunderten so wie heute. "Hier zerstört niemand etwas", sagt der Mann.

Auch der Hirte Tunju erinnert sich lediglich daran, dass es in diesem Jahr viel Schnee gab. "Man konnte zu Fuß über den See", sagt der Mann, der 100 Schafe für sieben Yuan am Tag (etwa 70 Cent) hütet. Und auch die junge Deji Cuonu, die am Fuß des Nojin Kangtsang Gletschers lebt, hat von Klimawandel noch nichts gehört. "Mir ist nur aufgefallen, dass es in letzter Zeit viel geschneit hat."



[ 本帖最后由 fussfun 于 2007-4-9 09:46 编辑 ]
凡是真精gg的帖子一定要顶!

TOP

國先自伐而後人伐之

TOP